Der KREIS (Geist) mit dem KREUZ (Inkarnation in die Materie), zwei der fünf wichtigsten Symbole der Astrologie.
Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts war zu den gemeinsamen Elementen der Zodiac-Morde eigentlich nichts Neues hinzugekommen - aber jetzt, wo ich wusste, nach welchem Zeitplan der Mörder vorging, konnte ich vielleicht Bezüge zu anderen ungeklärten Mordfällen in Nordkalifornien finden.
»Also werde ich beim Sammeln von Sklaven ab jetzt etwas anders vorgehen«, schrieb Zodiac 1969. »Meine Morde werden in Zukunft wie ganz normale Raubüberfälle oder Affektmorde aussehen. Vielleicht werden auch ein paar eingefädelte Unfälle passieren etc.« Wer waren die unbekannten Opfer des Zodiac?
Wir wussten, dass es sich bei den Zodiac-Opfern um Studentinnen und Studenten handelte, die in der Nähe irgendeines Gewässers in oder bei ihren Autos ermordet wurden, und zwar immer am Wochenende zu Vollmond oder Neumond. Sexueller Missbrauch oder Raub stellten nie ein Motiv dar. Der Killer benutzte jedes Mal eine andere Waffe und nahm bei manchen Morden eine Taschenlampe zu Hilfe.
Was mir außerdem auffiel, war, dass sich das Geschehen oft auf die rechte Seite des Autos, die Beifahrerseite, konzentrierte. Bei dem Mord in der Lake Herman Road war das rechte Fenster, an dem Betty Lou saß, heruntergekurbelt. In Blue Rock Springs war Mageaus Fenster unten, und auch Stines Fenster auf der Beifahrerseite war offen. Zodiac hatte einige Mühe aufgebracht, um Stine auf die Beifahrerseite des Taxis zu ziehen. In der Lake Herman Road feuerte der Mörder in die Heckscheibe und auf den Radkasten links hinten, um die beiden jungen Leute dazu zu bringen, auf der Beifahrerseite aus dem Wagen zu springen. Konnte es sein, dass Zodiac die Beifahrerseite mit jungen Leuten assoziierte, die per Anhalter reisten? Waren das vielleicht die Zodiac-Opfer, von denen man noch nichts wusste?
In einigen Fällen hatte das Opfer vom Beifahrersitz aus dem Wagen gehangen, auf dem Rücken liegend, die Handflächen nach oben und den Kopf vom Wagen weg gerichtet. David Faraday und Paul Stine, die beide mit einer Kugel in den Kopf getötet worden waren, hatte man auf dem Rücken liegend vorgefunden. Davids Leiche war mit dem Kopf nach Osten ausgerichtet gewesen, Pauls Leiche mit dem Kopf nach Norden.
Was mir immer wieder zu denken gegeben hatte, war die Frage, wie Zodiac in der stockdunklen Lake Herman Road gewusst haben konnte, dass das Mädchen »auf der rechten Seite« lag, »mit den Füßen nach Westen«, dass auf dem dunklen Parkplatz von Blue Rock Springs Darlene »eine gemusterte Hose« getragen hatte und dass er Mageau ins Knie geschossen hatte, als der Junge mit den Beinen um sich trat. War es möglich, solche Details zu kennen, wenn man die Opfer nur wenige Augenblicke zu sehen bekam und darauf angewiesen war, den Tatort so schnell wie möglich wieder zu verlassen? Nein, er musste seinen Opfern vor der Tat gefolgt sein. Dazu passte auch, dass er oft zuschlug, kurz nachdem die jungen Leute ihren Wagen geparkt hatten. Der Mann schien sich in der Gegend der Tatorte so gut auszukennen, dass sich zwangsläufig die Frage stellte, ob er nicht vielleicht in Vallejo wohnte. Seine Kenntnis von verschiedenen Details am Tatort warf wiederum die Frage auf, ob er vielleicht Zugang zu Berichten des Gerichtsmediziners und der Polizei hatte.
Die vermisst gemeldete Krankenschwester vom Lake Tahoe, Donna Lass, war kurz vor der Herbst-Tagundnachtgleiche zum letzten Mal gesehen worden. Sie wurde nie gefunden und wird deshalb als mögliches Zodiac-Opfer betrachtet. Judith Ann Hikari, ebenfalls eine Krankenschwester, wurde am 26. April 1970 in einem flachen Grab im entlegenen Placer County gefunden. Sie war jedoch bereits 13 Tage vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche vermisst gemeldet worden. Nancy Bennallack, eine Gerichtsreporterin, wurde am 26. Oktober 1970 tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Am nächsten Tag bekam der
Chronicle
einen Brief von Zodiac, in dem er von 14 Opfern sprach. Die Polizei vermutete, dass Zodiac, wenn er Donna Lass getötet haben sollte, auch für die beiden anderen Morde verantwortlich sein könnte.
Marie Antoinette Anstey wurde vom Coronado Inn in Vallejo entführt, wo Darlene Ferrin oft zum Tanzen hingegangen war. Dies passierte sieben Tage vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche, am Freitag, den 13. März 1970. Genau ein Jahr nach ihrem Verschwinden schickte Zodiac einen Brief an den
Chronicle
. Genau ein Jahr, nachdem ihre Leiche gefunden wurde, am 21. März 1971, schickte er der Zeitung eine Postkarte.
Der nächste Freitag, der Dreizehnte, im Jahr 1970 kam im November. In dieser Nacht fuhr ein Wagen von der Ascot Avenue auf ein Feld am Nordrand von Sacramento, wo eine Leiche mit dem Gesicht nach oben in der Nähe eines Drahtzaunes lag. Die Tote war so schrecklich zugerichtet, dass man sie erst anhand des Gebisses identifizieren konnte, ihr war auch die Kehle durchtrennt worden. Auch in diesem Fall handelte es sich um eine Krankenschwester, die in Santa Rosa lebende Carol Beth Hilburn, die als Röntgentechnikerin am Sutter General Hospital in Sacramento gearbeitet hatte. Die rotblonde junge Frau hatte sich drei Monate zuvor von ihrem Ehemann getrennt und seither bei ihrer Schwester in Santa Rosa gelebt. Ein Mädchen, das nur als »Dee« bekannt war, hatte Carol am Donnerstag, den 12. November, nach Sacramento begleitet, um Freunde zu besuchen, die einer hiesigen Motorrad-Gang angehörten - »Motorrad-Typen« und »die falschen Leute«, wie ihr Ehemann es ausdrückte. Dee ließ Carol bei einem After-Hours-Club in der West Capital Avenue aussteigen, in dem Motorrad-Gangs verkehrten. Carol trug eine hüftlange schwarze Jacke, die vorne in gelben Buchstaben mit der Aufschrift »Santa Rosa« versehen war. Sie besuchte die Bar, um sich mit einem Freund zu treffen, und war auch um vier Uhr morgens noch dort. Danach hatte sie niemand mehr gesehen. Als ihre Leiche am nächsten Tag gefunden wurde, hatte sie nur noch einen Stiefel an. Ihr Slip war bis zu den Knien heruntergezogen. Hatte der Mörder ihre Kleider und ihre Handtasche an sich genommen?
Der Name des Clubs war übrigens »Zodiac«.
Das dritte Opfer, das an einem Freitag, dem Dreizehnten, umgebracht wurde, war im Juli 1973 Nancy Patricia Gidley, die von ihrem Motel in San Francisco entführt und tot auf dem Parkplatz der Washington High School zurückgelassen wurde.
Cosette Ellison war siebzehn Tage vor dem Frühlings-Taundnachtgleiche getötet worden, und Patricia King fünfzehn Tage vor diesem Datum. Eva Blau musste genau zur Frühlings-Tagundnachtgleiche sterben. Alle drei Morde passierten im Jahr 1970; alle drei Opfer wurden in einer Schlucht gefunden. Im Jahr 1969 war Leona Roberts zehn Tage vor der Wintersonnenwende ermordet worden. Die Polizei nahm an, dass all diese Morde von ein und demselben Täter begangen worden waren.
Am 6. Juli 1979 wurde in einem flachen Grab in der Nähe der Calistoga Road eine Leiche gefunden, deren Hände und Fußknöchel mit Wäscheleine an den Hals gefesselt waren. Der Fund fachte aufs Neue Spekulationen über sieben ungelöste Mordfälle aus dem Jahr 1972 an.
Die sieben Opfer waren:
Maureen L. Sterling (12) und Yvonne L. Weber (12), die am Freitag, den 4. Februar 1972, um 16:00 Uhr auf dem Nachhauseweg von der Redwood-Schlittschuhbahn spurlos verschwanden. Ihre Körper wurden jedoch am 28. Dezember 1972 an einem abgelegenen Straßendamm in der Gegend des Franz Valley im Sonoma County gefunden. Der Mörder hatte die Kleider der Mädchen behalten und jeder der beiden einen goldenen Ohrring abgenommen.
Kim Wendy Allen (19), Studentin am Santa Rosa Junior College, verschwand am 4. März 1972, als sie per Anhalter nach Santa Rosa, ihrem Wohnort, unterwegs war. Sie kam von ihrer Arbeit im Larkspur-Naturkostladen und wurde noch gegen fünf Uhr nachmittags gesehen, als sie per Anhalter auf dem Highway 101 nach Norden unterwegs war. Es war ein Samstag, sechzehn Tage vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche. Die nackte Leiche wurde in einem Bachbett sechs Meter neben der Enterprise Road gefunden. Sie war mit einer weißen Wäscheleine erdrosselt worden. Im Brustbereich fand man oberflächliche Schnittwunden. Einer ihrer goldenen Ohrringe fehlte ebenso wie ihre Kleider und die übrigen Sachen, die sie bei sich getragen hatte.
Ich bekam eine Liste der Gegenstände, die Kim Allen bei sich hatte, als sie ihren Arbeitsplatz verließ. Da war zunächst eine geflochtene Tragetasche mit verschiedenen Biolebensmitteln, dazu ein leeres, fünfundsiebzig Zentimeter hohes Holzfass mit der schwarzen Aufschrift »Soja« und einigen chinesischen Schriftzeichen. Der Mörder behielt das Sojasoßefass.
Und nun glaubte ich auch zu wissen, woher der Mörder das Symbol hatte, das er in dem »Exorzist«-Brief ganz unten angefügt hatte. Ich besorgte mir ein Fass, wie die Tote es besessen hatte, und stellte fest, dass dieses Zodiac Symbol manchen der chinesischen Schriftzeichen sehr ähnlich war.
Zodiacsymbol
Barrelsymbol
Lori Kee Kursa (13) war am 21. November 1972 in einem U-Save-Supermarkt in Santa Rosa zum letzten Mal lebend gesehen worden. Ihre nackte Leiche wurde am 12. Dezember 1972 mit gebrochenem Genick aufgefunden. Der erste und zweite Halswirbel waren ausgerenkt.
Carolyn Nadine Davis (15), die aus Anderson im Shasta County ausgerissen war, wurde zuletzt am 15. Juli gesehen, als sie das Haus ihrer Großmutter in Garberville verließ und per Anhalter auf dem Highway 101 nach Süden fuhr. Ihre nackte Leiche wurde am 31. Juli 1973 dreieinhalb Kilometer nördlich der Porter Creek Road an der Franz Valley Road gefunden, und zwar an exakt derselben Stelle wie Maureen Sterling und Yvonne Weber. Die Polizei entdeckte, dass Carolyn sich ein einfaches Flugticket von Redding nach San Francisco gekauft hatte. Sie war mit Strychnin vergiftet worden.
Therese Diane Walsh (23) verschwand am Tag der Wintersonnenwende 1973, als sie per Anhalter auf dem Highway 101 von Malibu Beach nach Garberville, ihrem Wohnort, unterwegs war. Ihre Leiche wurde in der Nähe der Stelle entdeckt, wo zuvor schon Kim Wendy Allens Leiche gefunden worden war. Sie war mit einem Nylonseil gefesselt und in einen Bach geworfen worden. Theresa war vergewaltigt und dann erdrosselt worden.
Jeanette Kamahele (20) war das Opfer, das am 6. Juli 1979 gefunden wurde. Sie studierte am Junior College in Santa Rosa und war zuletzt am 25. April 1972 am Highway 101 bei der Auffahrt Cotati gesehen worden, als sie per Anhalter nordwärts nach Santa Rosa unterwegs war. Die Leiche wurde, an den Hand- und Fußgelenken gefesselt und mit einem Stück Wäscheleine um den Hals, in einer Schlucht im Sonoma County in der Nähe der Calistoga Road gefunden. Der Fundort der Leiche war hundert Meter von der Stelle entfernt, an der man Lori Lee Kursas Leiche entdeckt hatte.
Ich stieß bei meinen Recherchen noch auf weitere mögliche Zodiac-Opfer. Betty Cloer (21) wurde zwei Tage vor der Sommersonnenwende 1971 ermordet. Im Jahr 1972 wurde Linda Ohlig (19) sechs Tage nach der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche getötet, und Alexandra Clery (24) starb achtzehn Tage vor der Herbst-Tagundnachtgleiche eines gewaltsamen Todes. Susan McLaughlin (19) wurde achtzehn Tage vor der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche ermordet, und Yvonne Quilantang (15) elf Tage vor der Sommersonnenwende 1973. Neunzehn Tage vor der Wintersonnenwende wurden Cathy Fechtel (27) und Michael Shane (30) Opfer eines Verbrechens und in der Nähe eines Highways in Livermore zurückgelassen. Sechs Tage nach der Herbst-Tagundnachtgleiche 1974 wurde Donna Marie Braun (14) ermordet. Am Donnerstag, den 16. Oktober 1975, wurde Susan Dye erdrosselt, als sie per Anhalter unterwegs nach Hause war; sie wurde unter einer Autobahnüberführung bei Santa Rosa gefunden.
Fast alle Opfer waren per Anhalter unterwegs gewesen; manche von ihnen hatten geringfügig mit Drogen zu tun gehabt. Die jungen Anhalterinnen hatten wahrscheinlich auf dem Beifahrersitz des Mörders gesessen, jenem Platz, auf den sich Zodiac erfahrungsgemäß bei seinen Angriffen konzentrierte. Der Mörder musste sich außerdem gut mit Seemannsknoten ausgekannt haben. Die Opfer wurden stets in der Nähe irgendeines Gewässers gefunden, wie man das auch bei den Zodiac-Opfern beobachtet hatte; Therese Walsh in einem Bach, Leona Roberts bei der Bolinas Lagoon, Marie Anstey war ertrunken und Donna Braun trieb im Salinas River.
Nur wenige von ihnen waren sexuell belästigt oder missbraucht worden; die Kleider der nackten Opfer wurden jedoch in keinem Fall gefunden. Der Mörder schlug stets am Wochenende zu, in der Abenddämmerung oder nachts, und fesselte seine Opfer gewöhnlich mit einer weißen Wäscheleine, wie sie auch beim Verbrechen am Lake Berryessa benutzt worden war. Drei der Mädchen hatten eine solche Leine um den Hals gewickelt.