Read Breathturn into Timestead Online
Authors: Paul Celan
ist das Teil
des von fernher un-
versehrt
gefangengenommenen
Sohnes.
Eine Stimme, inmitten,
erkräht ein Gesicht.
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INTER FROSTGEBÃNDERTEN
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ÃFERN
ballert das fahrende
Leuchtglück,
eine hilflose
Bauchfratze, Freund,
schläfert dich
ein.
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RIN
, die abschiedsgefleckte,
beliest deine Hand,
schneller als
schnell.
Ihrer Blicke Bläue durchwächst sie,
Verlust und Gewinn
in einem:
du,
augenfingrige
Ferne.
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balkengekreuzte
Eins:
an ihr soll ich rätseln,
während du, im Rupfengewand,
am Geheimnisstrumpf strickst.
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ERWORFENE
, not-
freundliche,
kunkelbeinige
Göttin:
Wo du dich auftust, im Kniesitz,
dreht sich ein wissendes Messer
um seine Achse,
im Gegenblut-
Sinn.
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Blendeffekte, im Dämmer,
â auf dir, denk,
ruhte die heilende Hand unterm auf-
zuckenden Schein â
das Schutzwort
im Ãberdruckhelm,
ein Zeichen im Satz
als Frischluftgerät.
SchweiÃung der Seelen, Kurzlicht.
In den Boxen:
Beatmung
des reimigen, schönen
Metallbalgs.
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N DER
B
LASENKAMMER
erwacht
das Entatmete, der
gefährliche Keimling,
an seinem Krater-
ende
springt das Drittauge auf
und speit
Porphyr, auch
Pein.
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AGNETISCHE
B
LÃUE
im Mund,
erkeuchst du Pol um Pol,
gesömmerter Schnee
wirft sich drüber,
bald hängt der taumlige Star
im doppelten Liedschwarm.
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kämmt deine Algen zusammen,
legt sie
um dich.
Eingedämmt wuchert,
was du noch hast.
Ein weiÃer Stirnsplitter geht
für dich über die Grenze.
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ANTIS
, wieder,
im Nacken des Worts,
in das du geschlüpft warst â,
muteinwärts
wandert der Sinn,
sinneinwärts
der Mut.
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K
EIN
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ALBHOLZ
mehr, hier
in den Gipfelhängen,
kein mit-
sprechender
Thymian.
Grenzschnee und sein
die Pfähle und deren
Wegweiser-Schatten
aushorchender, tot-
sagender
Duft.
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CHWIMMHÃUTE
zwischen den Worten,
ihr Zeithof â
ein Tümpel,
Graugrätiges hinter
dem Leuchtschopf
Bedeutung.
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war die ein-
flüglig schwebende Amsel,
über der Brandmauer, hinter
Paris, droben,
im
Gedicht.
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Mir wuchs Zinn in die Hand,
ich wuÃte mir nicht
zu helfen:
modeln mochte ich nicht,
lesen mocht es mich nicht â
Wenn sich jetzt
Ossietzkys letzte
Trinkschale fände,
lieà ich das Zinn
von ihr lernen,
und das Heer der Pilger-
stäbe
durchschwiege, durchstünde die Stunde.
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ins Verwunschne getieft,
mit doppelt gewalmten
Tagträumen drüber,
Quader-
ringe
um jeden Hauch:
die Kammer, wo ich dich lieÃ, hockend,
dich zu behalten,
das Herz befehligt
den uns leise bestrickenden Frost
an den geschiedenen
Fronten,
du wirst keine Blume sein
auf Urnenfeldern
und mich, den Schriftträger, holt
kein Erz aus der runden
Holz-Lehm-Hütte, kein
Engel.
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IT
T
RAUMANTRIEB
auf der Kreisbahn,
an-
geschwelt,
zwei Masken statt einer,
Planetenstaub in den gehöhlten
Augen,
nachtblind, tagblind,
weltblind,
die Mohnkapsel in dir
geht irgendwo nieder,
beschweigt
einen Mitstern,
die schwimmende Trauerdomäne
vermerkt einen weiteren Schatten,
es helfen dir alle,
der Herzstein durchstöÃt seinen Fächer,
keinerlei
Kühle,
es helfen dir alle,
du segelst, verglimmst und verglost,
Augenschwärme passieren die Enge,
ein Blutkloà schwenkt ein auf die Bahn,
Erdschwärme sprechen dir zu,
das Wetter im All
hält Ernte.
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brachgelegt das Verborgne,
un-
verhärtet
eingebracht die erfahrene
Stille, ein Acker, inslig,
im Feuer,
nach der
abgesättigten Hoffnung,
nach allem
abgezweigten Geschick:
die unbuÃfertig ersungenen
Moosopfer, wo du
mich suchst, blindlings.
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ER DURCHSCHNITTENE
Taubenkordon,
die gesprengten
Blütengewalten,
die tatverdächtige
Fundsache Seele.
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AHLSTIMMIG
, aus
der Tiefe geschunden:
kein Wort, kein Ding,
und beider einziger Name,
fallgerecht in dir,
fluggerecht in dir,
wunder Gewinn
einer Welt.
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laà die Zwerglaute ein,
die ausgefragten:
sie mummeln das GroÃherz zusammen
und tragen es huckepack zu
jeder Not, jeder Not.
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die Moorlache weist ihr den Weg,
nachts, durch den Bruchwald.
Lumineszenz.
Wer jetzt die Bälge der Torforgel tritt, ein-
beinig, der
gewinnt einen Starkstrahl
Verlust.
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die entschleierte Erle
still vor sich hin,
auf dem Erdrücken, handspannenbreit,
hockt die durchschossene
Lunge,
an der Flurgrenze pickt
die Flügelstunde das Schneekorn
aus dem eigenen Steinaug,
Lichtbänder stecken mich an,
Kronschäden flackern.
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UCH MICH
, den wie du Geborenen, hält keine Hand,
und keine wirft mir ein Glück in die Stunde, nicht anders als dir,
dem wie ich in Stierblut Getauchten,
doch stehen die Zahlen bereit, der Träne zu leuchten,
die in die Welt schnellt
aus unserm Nabel,
doch geht in die groÃe Silbenschrift ein,
was uns nah kam, einzeln,
und die Mandelhode
gewittert
und blüht.
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Namen, alle,
der äuÃerste, zum
König gewiehert
vor Rauhreifspiegeln,
umlagert, umstellt
von Mehrlingsgeburten,
der Zinnenrià durch ihn,
der dich Vereinzelten
mitmeint.
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nichtsgespiegelt,
die Schminke Wahrheit blaugefrorn
im Winkelmund,
Frostpollen Puder auf dem blanken Ãberschädel,
rund um die dünne Fragelocke Schwarz,
die Brauen, Brauen: wachsend,
zwei Riesenfühlerkämme, zwei,
â du groÃgestrählte,
groÃgespürte Rauhnacht Immerimmer â,
schon fortgeschwungen aus der Flocke Welt,
nicht hin, nicht her.
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PERRTONNENSPRACHE
, Sperrtonnenlied.
Die Dampfwalze wummert
die zweite
Ilias
ins aufgerissene
Pflaster,
sandgesäumt
staunen die alten
Bilder sich nach, in die Gosse,
ölig verbluten die Krieger
in Silberpfützen, am StraÃen-
rand, tuckernd,
Troja, das staubbekrönte,
sieht ein.
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fliegen, an
gehöhten schwarzen
Opfersteinen vorbei,
die unendlich geerdete Schwermut
in den
Fahrwerkschächten,
berauschte Flugschreiber im
Sehnsuchtsgehänge,
künftige Fundstücke, silbrig,
im
schädligen Cockpit,
Sichttunnels, in
den Sprachnebel geblasen,
Selbstzündblumen
an allen Kabeln,
im groÃen, unausgefahrenen
Felgenring deinen
genabten Schatten,
Saturn.
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AHNGÃNGER-
A
UGEN
: in euch
münden die übrigen Blicke.
Eine einzige
Flut
schwillt an.
Bald glänzt ihr
den Felsen zutode, auf den sie
gesetzt
haben, wider
sich selbst.
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ich beiÃe mich in dich, ich schweige mich an dich,
wir tönen,
allein,
pastos
vertropfen die Ewigkeitsklänge,
durchquäkt
von heutigem
Gestern,
wir fahren,
groÃ
nimmt uns der letzte
Schallbecher auf:
den beschleunigten Herzschritt
drauÃen
im Raum,
bei ihr, der Erd-
achse.
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beschneit, überschneit:
in der Kalenderlücke
wiegt ihn, wiegt ihn
das neugeborene
Nichts.
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TREU
O
CKER
in meine Augen:
du lebst nicht
mehr drin,
spar
mit Grab-
beigaben, spar,
schreite die Steinreihen ab,
auf den Händen,
mit ihrem Traum
streich über die
ausgemünzte
Schläfenbeinschuppe,
an der
groÃen
Gabelung er-
zähl dich dem Ocker
dreimal, neunmal.
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Lappentaucher-
Bedrohung,
der Eisbewimperte mit
Kraken-
armen,
du, bekrallter
Jakuten-
Puschkin:
Hei, Chebeldei, Chebeldei.
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CHALTJAHRHUNDERTE
, Schalt-
sekunden, Schalt-
geburten, novembernd, Schalt-
tode,
in Wabentrögen gespeichert,
bits
on chips,
das Menoragedicht aus Berlin,
(Unasyliert, un-
archiviert, un-
umfürsorgt? Am
Leben?),
Lesestationen im Spätwort,
Sparflammenpunkte
am Himmel,
Kammlinien unter BeschuÃ,
Gefühle, frost-
gespindelt,
Kaltstart â
mit Hämoglobin.
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UELLPUNKTE
, nachts,
auf den Fernstrecken,
göttergewärtig,
deine Ausläufer, Hirnberg,
im Herz-Du,
von ihnen
umschäumt.
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die Halbverwandelten schleppen
an einer der Welten,
der Enthöhte, geinnigt,
spricht unter den Stirnen am Ufer:
Todes quitt, Gottes
quitt.
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U SEI WIE DU
, immer.
Stant up Jherosalem inde
erheyff dich
Auch wer das Band zerschnitt zu dir hin,
inde wirt
erluchtet
knüpfte es neu, in der Gehugnis,
Schlammbrocken schluckt ich, im Turm,
Sprache, Finster-Lisene,
kumi
ori.
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sende nicht aus,
steh
herein:
durchgründet vom Nichts,
ledig allen
Gebets,
feinfügig, nach
der Vor-Schrift,
unüberholbar,
nehm ich dich auf,
statt aller
Ruhe.