Die Blechtrommel (49 page)

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Authors: Günter Grass

Tags: #Roman, #Klassiker

BOOK: Die Blechtrommel
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Ich aß bei Mutter Truczinski, ließ mich von ihr waschen, zu Bett bringen, wartete, bis sie in ihren Federn lag und leicht pfeifend schnarchte, fand dann in meine Pantoffeln, nahm meine Kleider an mich, fand durch das Zimmer, in dem die grauhaarige Maus pfiff, schnarchte und immer älter wurde, hatte im Korridor einige Mühe mit dem Schlüssel, bekam schließlich doch den Riegel aus der Falle, turnte, immer noch barfuß, im Nachthemdchen mit meinem Kleiderbündel die Treppen hoch zum Trockenboden, fand in meinem Versteck, hinter gestapelten Dachpfannen und gebündeltem Zeitungspapier, das man trotz der Luftschutzvorschriften dort lagerte, über den Luftschutzsandberg und den Luftschutzeimer stolpernd, fand ich eine funkelnagelneue Trommel, die ich mir ohne Marias Wissen aufgespart hatte, und Oskars Lektüre fand ich: Rasputin und Goethe in einem Band. Sollte ich meine Lieblingsautoren mitnehmen?

Während Oskar in seine Kleider und Schuhe schlüpfte, sich die Trommel umhängte, die Stöcke hinter den Hosenträgern versorgte, verhandelte er mit seinen Göttern Dionysos und Apollo gleichzeitig.

Während mir der Gott des besinnungslosen Rausches riet, entweder überhaupt keinen Lesestoff und wenn doch, dann nur einen Stapel Rasputin mitzunehmen, wollte mir der überschlaue und allzu vernünftige Apollo die Reise nach Frankreich ganz und gar ausreden, bestand jedoch, als er merkte, daß Oskar zur Reise entschlossen war, auf einem lückenlosen Reisegepäck; jedes wohlanständige Gähnen, das Goethe vor Jahrhunderten von sich gegeben hatte, mußte ich mitnehmen, nahm aber aus Trotz, auch weil ich wußte, daß die »Wahlverwandtschaften« nicht alle Probleme geschlechtlicher Art zu lösen vermochten, auch Rasputin und seine nackte, dennoch schwarz bestrumpfte Frauenwelt an mich.

Wenn Apollo die Harmonie, Dionysos Rausch und Chaos anstrebte, war Oskar ein kleiner, das Chaos harmonisierender, die Vernunft in Rauschzustände versetzender Halbgott, der allen seit Zeiten festgelegten Vollgöttern außer seiner Sterblichkeit eines voraus hatte: Oskar durfte lesen, was ihm Spaß machte; die Götter jedoch zensieren sich selbst.

Wie man sich an ein Mietshaus und an die Küchengerüche von neunzehn Mietsparteien gewöhnen kann. Von jeder Stufe, jeder Etage, jeder mit Namensschild versehenen Wohnungstür nahm ich Abschied: Oh, Musiker Meyn, den sie als dienstuntauglich zurückgeschickt hatten, der wieder Trompete blies, wieder Machandel trank und darauf wartete, daß sie ihn wieder holten — und später holten sie ihn auch, nur seine Trompete durfte er nicht mitnehmen. Oh, unförmige Frau Kater, deren Tochter Susi sich Blitzmädchen nannte. Oh, Axel Mischke, gegen was hast du deine Peitsche eingetauscht? Herr und Frau Woiwuth, die immer Wruken aßen. Herr Heinert war magenkrank, deshalb bei Schichau und nicht bei der Infanterie. Und nebenan Heinerts Eltern, die noch Heimowski hießen. Oh, Mutter Truczinski; sanft schlief die Maus hinter der Wohnungstür. Mein Ohr am Holz hörte sie pfeifen. Klein-Käschen, der eigentlich Retzel hieß, hatte es zum Leutnant gebracht, obgleich er als Kind immer lange, wollene Strümpfe tragen mußte. Schlagers Sohn war tot, Eykes Sohn war tot, Kollins Sohn war tot. Aber der Uhrmacher Laubschad lebte noch und erweckte tote Uhren zum Leben.

Und der alte Heilandt lebte und klopfte immer noch krumme Nägel gerade. Und Frau Schwerwinski war krank, und Herr Schwerwinski war gesund und starb dennoch vor ihr. Und gegenüber im Parterre, wer wohnte da? Da wohnten Alfred und Maria Matzerath und ein fast zweijähriges Bengelchen, Kurt genannt. Und wer verließ da zu nachtschlafender Zeit das große, mühsam atmende Mietshaus? Das war Oskar, Kurtchens Vater. Was -trug er hinaus auf die verdunkelte Straße? Seine Trommel trug er und sein großes Buch, an dem er sich bildete. Warum blieb er zwischen all den verdunkelten, an den Luftschutz glaubenden Häusern vor einem verdunkelten, luftschutzgläubigen Hausstehen? Weil da die Witwe Greff wohnte, der er zwar nicht seine Bildung, aber einige sensible Handfertigkeiten verdankte.

Warum nahm er seine Mütze vor dem schwarzen Haus ab? Weil er des Gemüsehändlers Greff gedachte, der krause Haare hatte und eine Adlernase, der sich aufwog und gleichzeitig erhängte, der als Erhängter immer noch krause Haare, eine Adlernase hatte, aber die braunen Augen, die sonst versonnen in Höhlen lagen, überanstrengt hervortreten ließ. Warum setzte Oskar seine Matrosenmütze mit den fliegenden Bändern wieder auf und stiefelte bemützt davon? Weil er eine Verabredung am Güterbahnhof Langfuhr hatte. Kam er pünktlich am Verabredungsort an? Er kam.

Das heißt, in letzter Minute erreichte ich den Bahndamm nahe der Unterführung Brunshöferweg. Nicht etwa, daß ich mich vor der nahen Praxis des Dr. Hollatz aufgehalten hätte. Zwar verabschiedete ich mich in Gedanken von der Schwester Inge, schickte meine Grüße zur Bäckerwohnung im Kleinhammerweg, machte das aber alles im Gehen ab, und nur das Portal der Herz-Jesu-Kirche nötigte mir jene Rast ab, die mich beinahe hätte zu spät kommen lassen. Das Portal war verschlossen.

Dennoch stellte ich mir allzu genau den nackten, rosa Jesusknaben auf dem linken Oberschenkel der Jungfrau Maria vor. Da war sie wieder, meine arme Mama. Im Beichtstuhl kniete sie, füllte in Hochwürden Wiehnkes Ohr all ihre Kolonialwarenhändlerinsünden ab, wie sie Zucker in blaue Pfund-und Halbpfundtüten abzufüllen pflegte. Oskar aber kniete vor dem linken Seitenaltar, wollte dem Jesusknaben das Trommeln beibringen, und der Bengel trommelte nicht, bot mir kein Wunder. Oskar schwor damals und schwor zum anderen Mal vor dem verschlossenen Kirchenportal: Ich werde ihn noch zum Trommeln bringen. Wenn nicht heute, dann morgen!

Weil ich jedoch die lange Reise vorhatte, schwor ich auf übermorgen, zeigte dem Kirchenportal meinen Trommlerrücken, war gewiß, daß mir Jesus nicht verlorenging, kletterte neben der Unterführung am Bahndamm hoch, verlor dabei etwas Goethe und Rasputin, brachte dennoch den größten Teil meines Bildungsgutes auf den Damm, zwischen die Schienen, stolperte noch einen Steinwurf weit über Schwellen und Schotter und rannte den auf mich wartenden Bebra beinahe um, so dunkel war es.

»Da ist ja unser Blechvirtuos!« rief der Hauptmann und Musikalclown. Dann geboten wir uns gegenseitig Vorsicht, tasteten uns über Gleise, Kreuzungen, verirrten uns zwischen rangierenden Güterwagen und fanden endlich den Fronturlauberzug, dem man ein Sonderabteil für Bebras Fronttheater eingeräumt hatte.

Oskar hatte schon manche Straßenbahnfahrt hinter sich, und nun sollte er auch mit der Eisenbahn fahren. Als Bebra mich in das Abteil schob, blickte die Raguna von irgendeiner Nadelarbeit auf, lächelte und küßte mir lächelnd die Wange. Immer noch lächelnd, dabei die Finger nicht von der Nadelarbeit lassend, stellte sie mir die beiden restlichen Mitglieder des Fronttheaterensembles vor: die Akrobaten Felix und Kitty. Die honigblonde, ein wenig grauhäutige Kitty war nicht ohne Liebreiz und mochte etwa die Größe der Signora haben. Ihr leichtes Sächseln vermehrte noch ihren Charme. Der Akrobat Felix war wohl der Längste der Theatertruppe. Gut und gerne maß er seine hundertachtunddreißig Zentimeter. Der Ärmste litt unter seinen auffallenden Ausmaßen. Das Erscheinen meiner vierundneunzig Zentimeter nährte noch den Komplex. Auch hatte des Akrobaten Profil einige Ähnlichkeit mit dem Profil eines hochgezüchteten Rennpferdes, deswegen nannte ihn die Raguna scherzhaft »Cavallo« oder »Felix Cavallo«. Gleich dem Hauptmann Bebra trug der Akrobat feldgraue Uniform, allerdings mit den Rangabzeichen eines Obergefreiten. Unkleidsam genug steckten auch die Damen in zu Reisekostümen geschneidertem Feldgrau. Jene Nadelarbeit, die die Raguna unter den Fingern hatte, wies sich gleichfalls als feldgraues Tuch aus: das wurde später meine Uniform. Felix und Bebra hatten sie gestiftet, Roswitha und Kitty nähten abwechselnd daran und nahmen immer mehr von dem Feldgrau weg, bis Rock, Hose, Feldmütze mir paßten. Passendes Schuhzeug für Oskar hätte man jedoch in keiner Kleiderkammer der Wehrmacht auftreiben können.

Ich mußte mich mit meinen zivilen Schnürstiefeln zufriedengeben und bekam keine Knobelbecher.

Meine Papiere wurden gefälscht. Der Akrobat Felix erwies sich bei dieser sensiblen Arbeit als überaus geschickt. Schon aus reiner Höflichkeit konnte ich nicht protestieren; die große Somnambule gab mich als ihren Bruder aus, als ihren älteren, wohlgemerkt: Oskarnello Raguna, geboren am einundzwanzigsten Oktober neunzehnhundertzwölf in Neapel. Ich führte bis zum heutigen Tage allerlei Namen. Oskarnello Raguna war einer davon und gewiß nicht der schlechtestklingende.

Und dann fuhren wir, wie man so sagt, ab. Wir fuhren über Stolp, Stettin, Berlin, Hannover, Köln nach Metz. Von Berlin sah ich so gut wie gar nichts. Fünf Stunden Aufenthalt hatten wir. Natürlich war gerade Fliegeralarm. Wir mußten in den Thomaskeller. Wie die Sardinen lagen die Fronturlauber in den Gewölben. Es gab Hallo, als uns jemand von der Feldgendarmerie durchschleusen wollte. Einige Landser, die von der Ostfront kamen, kannten Bebra und seine Leute von ehemaligen Fronttheatergastspielen her, man klatschte, pfiff, die Raguna warf Kußhändchen. Man forderte uns zum Spielen auf, improvisierte in Minuten am Ende des ehemaligen Bierkellergewölbes so etwas wie eine Bühne. Bebra konnte schlecht nein agen, zumal ihn ein Luftwaffenmajor mit Herzlichkeit und übertriebener Haltung bat, den Leuten doch etwas zum besten zu geben.

Zum erstenmal sollte Oskar in einer richtigen Theatervorführung auftreten. Obgleich ich nicht ganz ohne Vorbereitungen auftrat — Bebra hatte während der Bahnfahrt meine Nummer mehrmals mit mir geprobt — stellte sich doch Lampenfieber ein, so daß die Raguna Gelegenheit fand, mir händestreichelnd Gutes anzutun.

Kaum hatte man uns unser Artistengepäck nachgeschleppt — die Landser waren übereifrig — begannen Felix und Kitty mit ihren akrobatischen Darbietungen. Beide waren Gummimenschen, verknoteten sich, fanden immer wieder durch sich hindurch, aus sich heraus, um sich herum, nahmen von sich weg, fügten einander zu, tauschten dies und das aus und vermittelten den gaffenden, drängenden Landsern heftige Gliederschmerzen und Tage nachwirkenden Muskelkater. Während noch Felix und Kitty sich ver-und entknoteten, trat Bebra als Musikalclown auf. Auf vollen bis leeren Flaschen spielte er die gängigsten Schlager jener Kriegsjahre, spielte »Erika« und »Mamatschi schenk mir ein Pferdchen«, ließ aus den Flaschenhälsen »Heimat deine Sterne« erklingen und aufleuchten, griff, als das nicht recht zünden wollte, auf sein altes Glanzstück zurück: »Jimmy the Tiger« wütete zwischen den Flaschen. Das gefiel nicht nur den Fronturlaubern, das fand auch Oskars verwöhntes Ohr; und als Bebra nach einigen läppischen, aber dennoch erfolgssicheren Zauberkunststücken Roswitha Raguna, die große Somnambule, und Oskarnello Raguna, den glastötenden Trommler, ankündigte, erwiesen sich die Zuschauer als gut eingeheizt: Roswitha und Oskarnello konnten nur Erfolg haben. Mit leichtem Wirbel leitete ich unsere Darbietungen ein, bereitete Höhepunkte mit anschwellendem Wirbel vor und forderte nach den Darbietungen mit großem kunstvollem Schlag zum Beifall heraus. Irgendeinen Landser, selbst Offiziere rief sich die Raguna aus der Zuschauermenge, bat alte gegerbte Obergefreite oder schüchtern freche Fahnenjunker, Platz zu nehmen, sah dem einen oder anderen ins Herz — das konnte sie ja — und verriet der Menge außer den immer stimmenden Daten der Soldbücher noch einige Intimitäten aus den Privatleben der Obergefreiten und Fahnenjunker. Sie machte es delikat, bewies Witz bei ihren Enthüllungen, schenkte einem so Entblößten, wie die Zuschauer meinten, zum Abschluß eine volle Bierflasche, bat den Beschenkten, die Flasche hoch und deutlich zur Ansicht zu heben, gab sodann mir, Oskarnello, das Zeichen: anschwellender Trommelwirbel, ein Kinderspiel für meine Stimme, die anderen Aufgaben gewachsen war, knallend zerscherbte die Bierflasche: das verdutzte, bierbespritzte Gesicht eines mit allen Wassern gewaschenen Obergefreiten oder milchhäutigen Fahnenjunkers blieb übrig — und dann gab's Applaus, langanhaltenden Beifall, in den sich die Geräusche eines schweren Luftangriffes auf die Reichshauptstadt mischten.

Das war zwar nicht Weltklasse, was wir boten, aber es unterhielt die Leute, ließ sie die Front und den Urlaub vergessen, das machte Gelächter frei, endloses Gelächter; denn als über uns die Luftminen runtergingen, den Keller mit Inhalt schüttelten und verschütteten, das Licht und Notlicht wegnahmen, als alles durcheinanderlag, fand dennoch immer wieder Gelächter durch den dunklen stickigen Sarg,

»Bebra!« riefen sie, »Wir wollen Bebra hören!« und der gute, unverwüstliche Bebra meldete sich, spielte im Dunkeln den Clown, forderte der begrabenen Masse Lachsalven ab und trompetete, als man nach der Raguna und Oskarnello verlangte: »Signora Raguna ist serrrr müde, liebe Bleisoldaten. Auch Klein-Oskarnello muß fürrr das Grrroß-deutsche Reich und den Endsieg ein kleines Schläfchen machen!«

Sie aber, Roswitha, lag bei mir und ängstigte sich. Oskar aber ängstigte sich nicht und lag dennoch bei der Raguna. Ihre Angst und mein Mut fügten unsere Hände zusammen. Ich suchte ihre Angst ab, sie suchte meinen Mut ab. Schließlich wurde ich etwas ängstlich, sie aber bekam Mut. Und als ich ihr das erste Mal die Angst vertrieben, ihr Mut gemacht hatte, erhob sich mein männlicher Mut schon zum zweitenmal. Während mein Mut herrliche achtzehn Jahre zählte, verfiel sie, ich weiß nicht, im wievielten Lebensjahr stehend, zum wievieltenmal liegend ihrer geschulten, mir Mut machenden Angst. Denn genau wie ihr Gesicht hatte auch ihr sparsam bemessener und dennoch vollzähliger Körper nichts mit der Spuren grabenden Zeit gemeinsam. Zeitlos mutig und zeitlos ängstlich ergab sich mir eine Roswitha. Und niemals wird jemand erfahren, ob jene Liliputanerin, die im verschütteten Thomaskeller während eines Großangriffes auf die Reichshauptstadt unter meinem Mut ihre Angst verlor, bis die vom Luftschutz uns ausbuddelten, neunzehn oder neunundneunzig Jahre zählte; denn Oskar kann um so leichter verschwiegen sein, als er selber nicht weiß, ob jene wahrhaft erste, seinen körperlichen Ausmaßen angemessene Umarmung ihm von einer mutigen Greisin oder von einem aus Angst hingebungsvollen Mädchen gewährt wurde.

BETON BESICHTIGEN -ODER MYSTISCH BARBARISCH GELANGWEILT

Drei Wochen lang spielten wir Abend für Abend in den altehrwürdigen Kasematten der Garnison-und Römerstadt Metz. Dasselbe Programm zeigten wir zwei Wochen lang in Nancy. Chålons-sur-Marne nahm uns eine Woche lang gastfreundlich auf. Schon schnellten sich von Oskars Zunge einige französische Wörtchen. In Reims konnte man noch Schäden, die der erste Weltkrieg verursacht hatte, bewundern. Die steinerne Menagerie der weltberühmten Kathedrale spie, vom Menschentum angeekelt, ohne Unterlaß Wasser auf die Pflastersteine, was heißen soll: es regnete tagtäglich, auch nachts in Reims. Dafür hatten wir dann einen strahlend milden September in Paris. An Roswithas Arm durfte ich an den Quais wandeln und meinen, neunzehnten Geburtstag begehen. Obgleich ich die Metropole von den Postkarten des Unteroffiziers Fritz Truczinski her kannte, enttäuschte mich. Paris nicht im geringsten. Als Roswitha und ich erstmals am Fuße des Eiffelturmes standen und wir — ich vierundneunzig, sie neunundneunzig Zentimeter hoch — hinaufblickten, wurde uns beiden, Arm in Arm, erstmals unsere Einmaligkeit und Größe bewußt. Wir küßten uns auf offener Straße, was jedoch in Paris nichts heißen will.Oh, herrlicher Umgang mit Kunst und Historie! Als ich, immer noch Roswitha am Arm haltend, dem Invalidendom einen Besuch abstattete, des großen, aber nicht hochgewachsenen, deshalb uns beiden so verwandten Kaisers gedachte, sprach ich mit Napoleons Worten. Wie jener am Grabe des zweiten Friedrich, der ja auch kein Riese war, gesagt hatte: »Wenn der noch lebte, stünden wir nicht hier!« flüsterte ich zärtlich meiner Roswitha ins Ohr: »Wenn der Korse noch lebte, stünden wir nicht hier, küßten uns nicht unter den Brücken, auf den Quais, sur le trottoir de Paris.«

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