Das sah schlimmer aus, als es war. Sie hatte sich nur den Fuß verstaucht, mußte sich legen und schonen, hatte sonst aber keinen Schaden genommen, wurde weiterhin immer unförmiger und erzählte nicht einmal dem Matzerath, wer ihr zu dem verstauchten Fuß verholfen hatte.
Erst als ich im Mai des folgenden Jahres, etwa drei Wochen vor der zu erwartenden Niederkunft, den zweiten Abtreibungsversuch unternahm, sprach sie, ohne die volle Wahrheit zu sagen, mit ihrem Gatten Matzerath. Beim Essen, in meiner Gegenwart, sagte sie: »Oskarchen is in da letzte Zeit so wild baim Spielen und Schlacht mä manchmal jegen dem Bauch. Vleicht mechten wä ihm bis nache Jeburt bai main Muttchen unterbringen, wo Platz is.«
Das hörte sich Matzerath an und glaubte es auch. In Wirklichkeit hatte mir ein mörderischer Anfall zu einer ganz anderen Begegnung mit Maria verhelfen.
Sie hatte sich während der Mittagspause auf die Chaiselongue gelegt. Matzerath war im Laden und dekorierte, nachdem er das Geschirr vom Mittagessen abgewaschen hatte, das Schaufenster. Still war es im Wohnzimmer. Vielleicht eine Fliege, die Uhr wie gewöhnlich, im Radio ein leise gestellter Bericht über die Erfolge der Fallschirmjäger auf Kreta. Ich horchte nur auf, als sie den großen Boxer Max Schmeling sprechen ließen. Der hatte sich, soviel ich verstehen konnte, beim Absprang und Landen auf Kretas felsigem Boden den Weltmeisterfuß verknaxt, mußte jetzt liegen und sich schonen; ähnlich wie Maria, die nach dem Sturz von der Leiter das Bett hüten mußte. Schmeling sprach ruhig, bescheiden, dann erzählten Fallschirmjäger, die weniger prominent waren, und Oskar hörte nicht mehr zu: Stille, vielleicht eine Fliege, die Uhr wie gewöhnlich, ganz leise das Radio.
Ich saß vor dem Fenster auf meinem Bänkchen und beobachtete Marias Leib auf der Chaiselongue.
Sie atmete schwer und hielt die Augen geschlossen. Ab und zu schlug ich mürrisch auf mein Blech ein. Aber sie rührte sich nicht und zwang mich dennoch, mit ihrem Bauch in einem Zimmer atmen zu müssen. Gewiß, da gab es noch die Uhr, die Fliege zwischen Scheibe und Gardine und das Radio mit der steinigen Insel Kreta im Hintergrund. Das alles ging mir nach kürzester Zeit unter, ich sah nur noch den Bauch, wußte weder, in welchem Zimmer sich dieser Bauch rundete, noch wem er gehörte, wußte kaum noch, wer jenen Bauch so dick gemacht hatte, kannte nur einen Wunsch: er muß weg, der Bauch, das ist ein Irrtum, das versperrt dir die Aussicht, du mußt aufstehen und etwas tun! So stand ich auf. Du mußt sehen, was sich da machen läßt. So ging ich hin zum Bauch und nahm etwas mit beim Hingehen. Du solltest da ein bißchen Luft machen, das ist eine üble Blähung. Da hob ich, was ich beim Hingehen mitgenommen hatte, suchte mir eine Stelle zwischen Marias auf dem Bauch mitatmenden Patschhänden. Du solltest jetzt endlich zum Entschluß kommen, Oskar, sonst öffnet Maria die Augen. Da fühlte ich mich auch schon beobachtet, blickte aber weiterhin auf Marias leicht zitternde linke Hand, bemerkte zwar, daß sie die rechte Hand wegzog, daß die rechte Hand etwas vorhatte, und war auch nicht sonderlich erstaunt, als Maria mit der rechten Hand die Schere aus Oskars Faust drehte. Vielleicht blieb ich noch einige Sekunden lang mit erhobenem, aber leerem Griff stehen, hörte die Uhr, die Fliege, die Stimme des Ansagers im Radio, der das Ende des Kretaberichtes meldete, machte dann kehrt und verließ, bevor die neue Sendung — muntere Weisen von zwei bis drei — beginnen konnte, unser Wohnzimmer, das mir angesichts eines raumfüllenden Leibes zu eng geworden war.
Zwei Tage später wurde ich von Maria mit einer neuen Trommel versorgt und zu Mutter Truczinski in die nach Kaffee-Ersatz und Bratkartoffeln riechende Wohnung in der zweiten Etage gebracht. Zuerst schlief ich auf dem Sofa, da Oskar sich weigerte, in Herberts ehemaligem Bett zu schlafen, das, wie ich fürchten mußte, immer noch Marias Vanilleduft an sich haben mochte. Nach einer Woche schleppte der alte Heilandt mein hölzernes Kinderbett die Treppe hoch. Ich erlaubte, daß das Gestell neben jenem Lager aufgestellt wurde, das unter mir, Maria und unserem gemeinsamen Brausepulver stillgehalten hatte.
Oskar wurde ruhiger oder gleichgültiger bei Mutter Truczinski. Sah ich doch jetzt den Bauch nicht mehr, denn Maria scheute das Treppensteigen. Ich vermied die Wohnung im Parterre, das Geschäft, die Straße, selbst den Hof des Mietshauses, auf dem wegen der immer schwieriger werdenden Ernährungslage wieder Kaninchen gehalten wurden.
Meistens saß Oskar vor den Postkarten, die der Unteroffizier Fritz Truczinski aus Paris geschickt oder mitgebracht hatte. Dieses und jenes stellte ich mir unter der Stadt Paris vor und begann, als Mutter Truczinski mir eine Ansichtspostkarte des Eiffelturmes reichte, auf die Eisenkonstruktion des kühnen Bauwerkes eingehend, Paris zu trommeln, eine Musette zu trommeln, ohne jemals vorher eine Musette gehört zu haben.
Am zwölften Juni, nach meinen Berechnungen vierzehn Tage zu früh, im Zeichen Zwillinge — und nicht wie ich errechnet hatte, im Sternzeichen Krebs — wurde mein Sohn Kurt geboren. Der Vater in einem Jupiterjahr, der Sohn in einem Venusjahr. Der Vater vom Merkur in der Jungfrau beherrscht, was skeptisch und einfallsreich macht; der Sohn gleichfalls vom Merkur, aber im Zeichen der Zwillinge mit kaltem, strebendem Verstand bedacht. Was bei mir die Venus des Zeichens Waage im Hause des Aszendenten milderte, verschlimmerte der Widder im gleichen Haus meines Sohnes; ich sollte seinen Mars noch zu spüren bekommen.
Mutter Truczinski teilte mir aufgeregt und wie eine Maus tuend die Neuigkeit mit: »Nu stell dich vor, Oskarchen, hattä doch da Klapperstorch ain Briederchen jebracht. Un ech 'hab schon jedacht, na, wennes man nur nech ne Marjell is, wo später Kummer macht!« Kaum daß ich mein Trommeln vor der Eiffelturmvorlage und der frisch dazugekommenen Ansicht des Triumphbogens unterbrach.
Mutter Truczinski schien auch als Großmutter Truczinski keinen Glückwunsch von mir zu erwarten.
Obgleich nicht Sonntag war, entschloß sie sich, etwas Rot aufzulegen, griff nach dem oft bewährten Zichorienpapier, rieb sich schminkend die Wangen, verließ frischfarbig die Wohnung, um unten, im Parterre, dem angeblichen Vater Matzerath beizustehen.
Es war, wie gesagt, Juni. Ein trügerischer Monat. Erfolge an allen Fronten — wenn man Erfolge auf dem Balkan als Erfolge bezeichnen will — dafür aber stand man vor noch größeren Erfolgen im Osten. Da marschierte ein riesiges Heer auf. Die Eisenbahn hatte zu tun. Auch Fritz Truczinski, der es bislang in Paris so unterhaltsam gehabt hatte, mußte in östliche Richtung eine Reise antreten, die so bald nicht aufhören sollte und mit keiner Fronturlauberreise zu verwechseln war. Oskar jedoch saß ruhig vor den blanken Postkarten, weilte im milden, frühsommerlichen Paris, trommelte leichthin »Trois jeunes tambours«, hatte nichts mit der deutschen Besatzungsarmee gemein, mußte also auch keine Partisanen fürchten, die ihn von Seinebrücken herabzustürzen gedachten. Nein, ganz in Zivil bestieg ich mit meiner Trommel den Eiffelturm, genoß von oben, wie es sich gehört, den weiten Blick, befand mich so wohl und trotz der verlockenden Höhe frei von bittersüßen Selbstmordgedanken, daß mir erst nach dem Abstieg, als ich vierundneunzig Zentimeter groß am Fuße des Eiffelturmes stand, die Geburt meines Sohnes wieder bewußt wurde.
Voila, ein Sohn! dachte ich mir. Er soll, wenn er drei Jahre alt ist, eine Blechtrommel bekommen. Wir wollen doch einmal sehen, wer hier der Vater ist — jener Herr Matzerath oder ich, Oskar Bronski.
Im heißen Monat August — ich glaube, es wurde gerade wieder einmal der erfolgreiche Abschluß einer Kesselschlacht, jener von Smolensk gemeldet — da wurde mein Sohn Kurt getauft. Wie aber kam es dazu, daß meine Großmutter Anna Koljaiczek und ihr Bruder Vinzent Bronski zur Taufe eingeladen wurden? Wenn ich mich wieder zu jener Version entschließe, die den Jan Bronski zu meinem Vater, den stillen und immer wunderlicheren Vinzent zu meinem Großvater väterlicherseits macht, gäbe es Gründe genug für die Einladung. Schließlich waren meine Großeltern die Urgroßeltern meines Sohnes Kurt.
Diese Beweisführung fiel natürlich niemals dem Matzerath ein, der ja die Einladung ausgesprochen hatte. Der sah sich selbst während zweifelhaftester Momente, etwa nach einem haushoch verlorenen Skatspiel, als doppelten Erzeuger, Vater und Ernährer. Oskar sah seine Großeltern aus anderen Gründen wieder. Man hatte die beiden alten Leutchen eingedeutscht. Sie waren keine Polen mehr und träumten nur noch kaschubisch. Volksdeutsche nannte man sie, Volksgruppe drei. Dazu kam, daß Hedwig Bronski, Jans Witwe, einen Baltendeutschen, der in Ramkau Ortsbauernführer war, geheiratet hatte.Schon liefen Anträge, nach deren Bewilligung Marga und Stephan Bronski den Namen ihres Stiefvaters Ehlers übernehmen sollten. Der siebzehnjährige Stephan hatte sich freiwillig gemeldet, befand sich auf dem Truppenübungsplatz Groß-Boschpol in der Infanterieausbildung und hatte alle Aussichten, die Kriegsschauplätze Europas besuchen zu dürfen, während Oskar, der auch bald ins wehrtaugliche Alter kam, hinter seiner Trommel warten mußte, bis es beim Heer oder bei der Marine, eventuell bei der Luftwaffe eine Verwendungsmöglichkeit für einen dreijährigen Blechtrommler gäbe.
Der Ortsbauernführer Ehlers machte den Anfang. Vierzehn Tage vor der Taufe fuhr er mit Hedwig neben sich auf dem Bock zweispännig im Labesweg vor. Er hatte O-Beine, war magenkrank und mit Jan Bronski gar nicht zu vergleichen. Einen ganzen Kopf kleiner saß er neben der kuhäugigen Hedwig am Wohnzimmertisch. Seine Erscheinung überraschte selbst Matzerath. Es wollte kein Gespräch aufkommen. Vom Wetter sprach man, man stellte fest, daß im Osten allerlei los sei, daß es da stramm vorwärts gehe, viel zügiger als anno fünfzehn, erinnerte sich Matzerath, der anno fünfzehn dabeigewesen war. Es gaben sich alle Mühe, nicht von Jan Bronski zu sprechen, bis ich ihnen einen Strich durch die schweigsame Rechnung machte und mit kindlich drolliger Mundstellung laut und mehrmals nach Oskars Onkel Jan rief. Matzerath gab sich einen Ruck, sagte etwas Freundliches und etwas Besinnliches über seinen ehemaligen Freund und Nebenbuhler. Ehlers stimmte sofort und wortreich zu, obgleich er seinen Vorgänger nie gesehen hatte. Hedwig fand dann sogar einige echte und ganz langsam kullernde Tränen und schließlich das Schlußwort zum Thema Jan: »Ain guter Mansch warrer ja. Und könnt kaine Flieje nich ain Haarchen krümmen. Wä hält jedacht, dasser mißt so zu Grund jähen, wo ä doch ängstlich war und könnt sich verfeiern vor nuscht un wieder nuscht.«
Nach solchen Worten bat Matzerath die hinter ihm stehende Maria, Flaschenbier zu holen, und den Ehlers fragte er, ob er Skat spielen könne. Ehlers konnte nicht, bedauerte das sehr, aber Matzerath war großzügig genug, dem Ortsbauernführer den kleinen Fehler nachzusehen. Sogar die Schulter klopfte er ihm und versicherte, als schon das Bier in den Gläsern stand, daß das nichts mache, wenn er vom Skat nichts verstehe; man könne ja trotzdem gut Freund bleiben.
So fand also Hedwig Bronski als Hedwig Ehlers wieder in unsere Wohnung und brachte zur Taufe meines Sohnes Kurt außer ihrem Ortsbauernführer ihren ehemaligen Schwiegervater Vinzent Bronski und dessen Schwester Anna mit. Matzerath schien Bescheid zu wissen, begrüßte die beiden alten Leutchen laut und herzlich auf der Straße unter den Fenstern der Nachbarn und sagte im Wohnzimmer, als meine Großmutter unter die vier Röcke griff und das Taufgeschenk, eine ausgereifte Gans, hervorholte: »Das war nun aber nicht nötich jewesen, Muttchen. Ich freu mich auch, wenn de nix bringst und trotzdem kommst.« Das war wieder meiner Großmutter nicht recht, die wissen wollte, was ihre Gans wert war. Auf den fetten Vogel klatschte sie mit flacher Hand und protestierte: »Nu hab da man nich so, Alfrädchen. Das is ja keine kaschubsdie Gans nicht, das is nu ne Volksdeitsche und schmeckt dech jenau so wie vorm Kriech!«
Damit waren alle völkischen Probleme gelöst, und nur vor der Taufe gab es noch einige Schwierigkeiten, als Oskar sich weigerte, die protestantische Kirche zu betreten. Auch als sie meine Trommel aus dem Taxi holten, mich mit dem Blech köderten und immer wieder versicherten, in protestantische Kirchen könne man sogar Trommeln offen mitnehmen, blieb ich weiterhin schwärzester Katholik und hätte mich eher zu einer kurzen, zusammenfassenden Beichte in Hochwürden Wiehnkes Priesterohr entschlossen als zum Anhören einer protestantischen Taufpredigt.
Matzerath gab nach. Wahrscheinlich fürchtete er meine Stimme und die mit ihr verbundenen Schadenersatzansprüche. So blieb ich, während in der Kirche getauft wurde, im Taxi, betrachtete den Hinterkopf des Chauffeurs, musterte Oskars Antlitz im Rückspiegel, gedachte meiner eigenen, schon Jahre zurückliegenden Taufe und aller Versuche Hochwürden Wiehnkes, die Satan aus dem Täufling Oskar vertreiben sollten.
Nach der Taufe wurde gegessen. Man hatte zwei Tische aneinandergeschoben und begann mit der Mockturtlesuppe. Löffel und Tellerrand. Die vom Lande schlürften. Greff spreizte den kleinen Finger weg. Gretchen Scheffler biß die Suppe. Guste lächelte breit über dem Löffel. Ehlers sprach über den Löffel hinweg. Vinzent suchte zitternd neben dem Löffel. Nur die alten Frauen, die Großmutter Anna und Mutter Truczinski, waren ganz und gar den Löffeln ergeben, während Oskar sozusagen aus dem Löffel fiel, sich davonmachte, während die noch löffelten, und im Schlafzimmer die Wiege seines Sohnes suchte, denn er wollte über seinen Sohn nachdenken, während die anderen hinter den Löffeln immer gedankenloser und leergelöffelter schrumpften, wenn sie auch die Löffelsuppe in sich hineinschütteten.
Hellblauer Tüllhimmel über dem Körbchen auf Rädern. Da der Korbrand zu hoch war, erspähte ich zuerst nur etwas rotblau Verkniffenes. Meine Trommel stellte ich mir unter und konnte dann meinen schlafenden, im Schlaf nervös zuckenden Sohn betrachten. Oh, Vaterstolz, der immer nach großen Worten sucht! Da mir angesichts des Säuglings nichts einfiel als der kurze Satz: Wenn er drei Jahre alt ist, soll er eine Trommel bekommen — da mir mein Sohn keinen Aufschluß über seine Gedankenwelt gab, da ich nur hoffen konnte, er möge gleich mir zu den hellhörigen Säuglingen gehören, versprach ich ihm nochmals und immer wieder die Blechtrommel zu seinem dritten Geburtstag, stieg dann von meinem Blech und versuchte es wieder mit den Erwachsenen im Wohnzimmer.Dort machten sie gerade Schluß mit der Mockturtlesuppe. Maria brachte die grünen, süßen Büchsenerbsen in Butter.
Matzerath, der für den Schweinebraten verantwortlich war, servierte die Platte eigenhändig, ließ das Jackett von sich fallen, schnitt hemdsärmelig Scheibe urn Scheibe und machte ein solch zärtlich enthemmtes Gesicht über dem mürb saftigen Fleisch, daß ich wegblicken mußte. Für den Gemüsehändler Greff wurde extra serviert. Büchsenspargel, hartgekochte Eier und Sahne mit Rettich bekam er, weil Vegetarier kein Fleisch essen. Jedoch nahm er wie alle anderen einen Klacks von den Stampfkartoffeln, begoß die aber nicht mit der Bratensoße, sondern mit gebräunter Butter, die die aufmerksame Maria ihm in einem zischenden Pfännchen aus der Küche brachte. Während die anderen Bier tranken, hatte Greff Süßmost im Glas. Man sprach von der Kesselschlacht bei Kijew, zählte an den Fingern die Gefangenenzahlen zusammen. Der Balte Ehlers zeigte sich dabei besonders fix, ließ bei jedem Hunderttausend einen Finger hochschnellen, um dann, als seine beiden gespreizten Hände eine Million umfaßten, weiterzählend einen Finger nach dem anderen zu köpfen. Als man das Thema russische Kriegsgefangene, die durch die wachsende Summe immer wertloser und uninteressanter wurden, erschöpft hatte, erzählte Scheffler von den U-Booten in Gotenhafen, und Matzerath flüsterte meiner Großmutter Anna ins Ohr, daß bei Schichau jede Woche zwei Unterseeboote vom Stapel zu laufen hätten. Hierauf erklärte der Gemüsehändler Greff allen Taufgästen, warum Unterseeboote mit der Breitseite und nicht mit dem Heck zuerst vom Stapel laufen müßten. Er wollte es anschaulich bringen, hatte für alles Handbewegungen, die ein Teil der Gäste, die vom U-Bootbau fasziniert waren, aufmerksam und ungeschickt nachmachten. Vinzent Bronski warf, als seine linke Hand einem tauchenden U-Boot gleichen wollte, sein Bierglas um. Meine Großmutter wollte deswegen mit ihm schimpfen. Aber Maria beschwichtigte sie, sagte, das mache nichts, das Tischtuch komme sowieso morgen in die Wäsche; daß es beim Taufessen Flecken gebe, sei doch natürlich. Da kam auch schon Mutter Truczinski mit einem Lappen, tupfte die Bierlache weg und hielt links die große Kristallschüssel voller Schokoladenpudding mit Mandelsplittern.