Read Ahead of All Parting Online
Authors: Rainer Maria Rilke
I am, O Anxious One. Don’t you hear my voice
surging forth with all my earthly feelings?
They yearn so high that they have sprouted wings
and whitely fly in circles around your face.
My soul, dressed in silence, rises up
and stands alone before you: can’t you see?
Don’t you know that my prayer is growing ripe
upon your vision, as upon a tree?
If you are the dreamer, I am what you dream.
But when you want to wake, I am your wish,
and I grow strong with all magnificence
and turn myself into a star’s vast silence
above the strange and distant city, Time.
Ich finde dich in allen diesen Dingen,
denen ich gut und wie ein Bruder bin;
als Samen sonnst du dich in den geringen
und in den großen giebst du groß dich hin.
Das ist das wundersame Spiel der Kräfte,
daß sie so dienend durch die Dinge gehn:
in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte
und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.
I find you, Lord, in all Things and in all
my fellow creatures, pulsing with your life;
as a tiny seed you sleep in what is small
and in the vast you vastly yield yourself.
The wondrous game that power plays with Things
is to move in such submission through the world:
groping in roots and growing thick in trunks
and in treetops like a rising from the dead.
O wie ist alles fern
und lange vergangen.
Ich glaube, der Stern,
von welchem ich Glanz empfange,
ist seit Jahrtausenden tot.
Ich glaube, im Boot,
das vorüberfuhr,
hörte ich etwas Banges sagen.
Im Hause hat eine Uhr
geschlagen …
In welchem Haus?…
Ich möchte aus meinem Herzen hinaus
unter den großen Himmel treten.
Ich möchte beten.
Und einer von allen Sternen
müßte wirklich noch sein.
Ich glaube, ich wüßte,
welcher allein
gedauert hat,—
welcher wie eine weiße Stadt
am Ende des Strahls in den Himmeln steht …
Everything is far
and long gone by.
I think that the star
glittering above me
has been dead for a million years.
I think there were tears
in the car I heard pass
and something terrible was said.
A clock has stopped striking in the house
across the road …
When did it start?…
I would like to step out of my heart
and go walking beneath the enormous sky.
I would like to pray.
And surely of all the stars that perished
long ago,
one still exists.
I think that I know
which one it is—
which one, at the end of its beam in the sky,
stands like a white city …
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Lord: it is time. The huge summer has gone by.
Now overlap the sundials with your shadows,
and on the meadows let the wind go free.
Command the fruits to swell on tree and vine;
grant them a few more warm transparent days,
urge them on to fulfillment then, and press
the final sweetness into the heavy wine.
Whoever has no house now, will never have one.
Whoever is alone will stay alone,
will sit, read, write long letters through the evening,
and wander on the boulevards, up and down,
restlessly, while the dry leaves are blowing.
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt—
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
The sky puts on the darkening blue coat
held for it by a row of ancient trees;
you watch: and the lands grow distant in your sight,
one journeying to heaven, one that falls;
and leave you, not at home in either one,
not quite so still and dark as the darkened houses,
not calling to eternity with the passion
of what becomes a star each night, and rises;
and leave you (inexpressibly to unravel)
your life, with its immensity and fear,
so that, now bounded, now immeasurable,
it is alternately stone in you and star.
Ich bin blind, ihr draußen, das ist ein Fluch,
ein Widerwillen, ein Widerspruch,
etwas täglich Schweres.
Ich leg meine Hand auf den Arm der Frau,
meine graue Hand auf ihr graues Grau,
und sie führt mich durch lauter Leeres.
Ihr rührt euch und rückt und bildet euch ein
anders zu klingen als Stein auf Stein,
aber ihr irrt euch: ich allein
lebe und leide und lärme.
In mir ist ein endloses Schrein
und ich weiß nicht, schreit mir mein
Herz oder meine Gedärme.
Erkennt ihr die Lieder? Ihr sänget sie nicht
nicht ganz in dieser Betonung.
Euch kommt jeden Morgen das neue Licht
warm in die offene Wohnung.
Und ihr habt ein Gefühl von Gesicht zu Gesicht
und das verleitet zur Schonung.
I am blind, you outsiders. It is a curse,
a contradiction, a tiresome farce,
and every day I despair.
I put my hand on the arm of my wife
(colorless hand on colorless sleeve)
and she walks me through empty air.
You push and shove and think that you’ve been
sounding different from stone against stone,
but you are mistaken: I alone
live and suffer and howl.
In me there is an endless outcry
and I can’t tell what’s crying, whether it’s my
broken heart or my bowels.
Are the tunes familiar? You don’t sing them like this:
how could you understand?
Each morning the sunlight comes into your house,
and you welcome it as a friend.
And you know what it’s like to see face-to-face;
and that tempts you to be kind.
Es war nicht in mir. Es ging aus und ein.
Da wollt ich es halten. Da hielt es der Wein.
(Ich weiß nicht mehr was es war.)
Dann hielt er mir jenes und hielt mir dies
bis ich mich ganz auf ihn verließ.
Ich Narr.
Jetzt bin ich in seinem Spiel und er streut
mich verächtlich herum und verliert mich noch heut
an dieses Vieh, an den Tod.
Wenn der mich, schmutzige Karte, gewinnt,
so kratzt er mit mir seinen grauen Grind
und wirft mich fort in den Kot.
It wasn’t in me. It went out and in.
I wanted to hold it. It held, with Wine.
(I no longer know what it was.)
Then Wine held this and held that for me
till I came to depend on him totally.
Like an ass.
Now I’m playing his game and he deals me out
with a sneer on his lips, and maybe tonight
he will lose me to Death, that boor.
When
he
wins me, filthiest card in the deck,
he’ll take me and scratch the scabs on his neck,
then toss me into the mire.
Sie hindern mich nicht. Sie lassen mich gehn.
Sie sagen es könne nichts geschehn.
Wie gut.
Es kann nichts geschehn. Alles kommt und kreist
immerfort um den heiligen Geist,
um den gewissen Geist (du weißt)—,
wie gut.
Nein man muß wirklich nicht meinen es sei
irgend eine Gefahr dabei.
Da ist freilich das Blut.
Das Blut ist das Schwerste. Das Blut ist schwer.
Manchmal glaub ich, ich kann nicht mehr—.
(Wie gut.)
Ah was ist das für ein schöner Ball;
rot und rund wie ein Überall.
Gut, daß ihr ihn erschuft.
Ob der wohl kommt wenn man ruft?
Wie sich das alles seltsam benimmt,
ineinandertreibt, auseinanderschwimmt:
freundlich, ein wenig unbestimmt.
Wie gut.
They’re not in my way. They let me be.
They say that nothing can happen to me.
How good.
Nothing can happen. All things flow
from the Holy Ghost, and they come and go
around that particular Ghost (you know)—,
how good.
No we really mustn’t imagine there is
any danger in any of this.
Of course, there’s blood.
Blood is the hardest. Hard as stone.
Sometimes I think that I can’t go on—.
(How good.)
Oh look at that beautiful ball over there:
red and round as an Everywhere.
Good that you made it be.
If I call, will it come to me?
How very strange the world can appear,
blending and breaking, far and near:
friendly, a little bit unclear.
How good.
Meine Seele ist vielleicht grad und gut;
aber mein Herz, mein verbogenes Blut,
alles das, was mir wehe tut,
kann sie nicht aufrecht tragen.
Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,
sie hängt an meinem scharfen Skelett
mit entsetztem Flügelschlagen.
Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.
Wie verkümmert sie sind: sieh her:
zähe hüpfen sie, feucht und schwer,
wie kleine Kröten nach Regen.
Und das Andre an mir ist
abgetragen und alt und trist;
warum zögert Gott, auf den Mist
alles das hinzulegen.
Ob er mir zürnt für mein Gesicht
mit dem mürrischen Munde?
Es war ja so oft bereit, ganz licht
und klar zu werden im Grunde;
aber nichts kam ihm je so dicht
wie die großen Hunde.
Und die Hunde haben das nicht.
My soul itself may be straight and good;
ah, but my heart, my bent-over blood,
all the distortions that hurt me inside—
it buckles under these things.
It has no garden, it has no sun,
it hangs on my twisted skeleton
and, terrified, flaps its wings.
Nor are my hands of much use. Look here:
see how shrunken and shapeless they are:
clumsily hopping, clammy and fat,
like toads after the rain.
And everything else about me is torn,
sad and weather-beaten and worn;
why did God ever hesitate
to flush it all down the drain?
Is it because he’s angry at me
for my face with its moping lips?
It was so often ready to be
light and clear in its depths;
but nothing came so close to it
as big dogs did.
And dogs don’t have what I need.
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten
eine
Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
How can I keep my soul in me, so that
it doesn’t touch your soul? How can I raise
it high enough, past you, to other things?
I would like to shelter it, among remote
lost objects, in some dark and silent place
that doesn’t resonate when your depths resound.
Yet everything that touches us, me and you,
takes us together like a violin’s bow,
which draws
one
voice out of two separate strings.
Upon what instrument are we two spanned?
And what musician holds us in his hand?
Oh sweetest song.